Hamburg, meine Perle … und andere Perlen

Wiedersehen mit Familie und Freunden –

Unsere Zeit in Baar haben wir aufgrund des sommerlichen Wetters, der vielen Begegnungen mit Familie und Freunden und des Verwöhnprogramms bei Simones Eltern sehr genossen. Hier konnten wir mal wieder Fahrradfahren, in Wäldern und Bergen spazieren, in Bergseen schwimmen oder wandern (light). Den ersten Teil des Septembers verbrachten wir dann in Tom’s alter Heimatstadt Hamburg. Wir mieteten ein AirBnB in Othmarschen, einem Stadtteil im westlichen elb-, hafen- und citynahen Villengebiet, einen Steinwurf entfernt von der noblen Elbchaussee, mit schnellem Zugang zum Elbstrand. Uns war schon gar nicht mehr bewusst, wie grün Hamburg ist. Es war fast wie leben im Wald. Zahlreiche Treffen mit Familie sowie alten und neuen Freunden bereicherten diese Zeit sehr. Mit der Familie besuchten wir St. Peter-Ording, einen Ort an der Nordsee, der für seinen riesigen, teils mit Autos befahrbaren, Strand berühmt ist. Das taten wir aber nicht. Stattdessen liessen wir uns von dem Sonne-Wolken-Spiel des Himmels und dem rauen Meer und anschliessend vom Pflaumenkuchen – natürlich mit reichlich Rahm ääh… Sahne – in einem wunderschönen alten Bauernhaus inmitten der norddeutschen Marschen verzaubern. 

In Hamburg nahmen wir uns auch Zeit für Fahrradtouren, Besuche von Strassencafés und Spaziergänge an der Elbe, zum und durch den Jenischpark und den Klövensteen; mal mit meiner dynamischen Mutter, die uns mal locker zu einer dreistündigen Fahrradtour herausforderte, oder mit meinen Schwestern und Anhang (Ehemann bzw. Ehe-Mops), mal mit Freunden aus Hamburg oder weiterer Umgebung. 

Hier haben wir das erste Mal erlebt, dass es nicht nur strenge Coronaverordnungen gibt, sondern deren Umsetzung auch – recht unhanseatisch – drakonisch umgesetzt wurden. Der sonst so liberale Flair Hamburgs wurde auf für uns irritierende Weise durch Angst, Blockwartmentalität und skurrile Dauerdurchsagen in öffentlichen Verkehrsmitteln, die an Science-Fiction-Filme über Diktaturen erinnern,  getrübt. Die Angst der Leute vor anderen Leuten sahen wir in den Augen der Vermummten, die Blockwartmentalität erlebten wir fast täglich in Bus und S-Bahn, wo sich Menschen anfeindeten oder Busfahrer Passagiere aus dem Bus schmissen. Die Durchsagen erschreckten uns manchmal, wenn wir beispielsweise am Abend ganz alleine auf einem unüberdachten Bahnsteig auf den Zug warteten und uns wagten die Maske, Verzeihung Mund-Nasenbedeckung, zum freieren Atmen unter die Nase zu schieben und daraufhin die Lautsprecherdurchsage uns ermahnte, die Nase wieder zu bedecken. Big brother is watching you. Sogar in Hamburg. Ansonsten war Hamburg ganz die alte Hansestadt: schön, multikulti, sportlich und chic. Die Wahl des Stadtteils war top, die Mieträder, um die wir sehr froh waren, etwas behäbig, das Wetter durchwachsen und die Stimmung sehr gut. Die Mobilität hat in Hamburg in den letzten Jahren an Vielfalt sehr zugenommen. Es gab überall kleine und grosse E-Roller, E-Bikes, Fahrräder oder Autos zu mieten, uber-artige Elektro-Minibusse waren schnell zu ordern, nur normale Taxis sahen wir viel weniger als früher. Die Hamburger fuhren viel Fahrrad und während ich früher immer das Gefühl hatte, die grösste Bedrohung für Fahrradfahrer kommt von den Autos, hatte ich diesmal das Gefühl, die anderen Radfahrer stellten die grösse Gefahr dar. Alle fuhren chaotisch durcheinander, Regeln schien es nicht mehr zu geben. Das hatte aber auch etwas angenehmes, da es in der Verantwortung des Einzelnen lag, auf die soziale Verträglichkeit seines Verhaltens zu achten. Und das funktionierte recht gut. Und die sprichwörtliche Toleranz des Hamburgers zeigte sich hier deutlich mehr als beim Umgang mit dem Maskenzirkus.

Wir spielen Haussitter

Nach gut zwei Wochen ging es dann nach Stein am Rhein, einem kleinen Ort in der Schweiz, der durch seine Lage am Bodensee und seine fast kitschig-schöne Altstadt ein dauerhafter Besuchermagnet ist. Glücklicherweise wohnten wir abseits des Trubels und hörten ausser Wassergeplätscher aus dem Gartenteich und einem gelegentlich vorbeifahrenden Auto keinerlei Geräusche. Wir genossen sehr, dass wir unsere Masken wieder ungestraft zu Hause lassen durften. Unsere Aufgabe war, das Haus, das Auto und die E-Bikes von Ute und Gabriel zu betreuen, während sie sich den Kulturdenkmälern und der Natur des östlichen Deutschlands zuwendeten.

Wir genossen den Luxus ihres Hauses sehr, wobei wir einigen Annehmlichkeiten nicht gleich viel Sympathien entgegenbrachten, wie z.B. dem WC mit Dusch- und Föhnfunktion. Ich habe seit Jahrzehnten mal wieder Rasen gemäht, während Simone mit grosser Leidenschaft die wilden Igel und die halbwilden Teichfische kulinarisch versorgte. Nachdem die beiden Urlauber zurück waren und wir ihre Angelegenheiten wieder in ihre Hände geben konnten, lösten wir uns von den Annehmlichkeiten dieser Luxusbehausung. Das war nicht ganz leicht für den einen oder anderen (Teil) von uns.

Schön flexibel bleiben

Da es nun bald schon September wurde und die Fertigstellung unseres Campers in greifbare Nähe zu rücken schien (ähem…), durften wir noch einmal bei Simones Eltern, wohnen. Das damit einhergehende kulinarische Verwöhnprogramm brachte jede Zelle unserer Körper zum Grinsen, bis auch die letzte kohlenhydratgeschwängert vor sich hin taumelte. Wir hatten ein tolle Zeit mit den beiden und waren sehr dankbar für ihre Bereitschaft, ihr Heim mit uns zu teilen. Wir wurden Experten in Triomino, einem Spiel, das einen den ganzen Abend in dem irrigen Glauben liess, dass man irgendeinen Einfluss auf den Ausgang des Spiels hatte. So wie im richtigen Leben…

Und das hatte auch für uns ein paar Überraschungen. Im Rückblick eigentlich gar keine richtige Überraschungen, erhielten wir kurz hintereinander die Info, dass die Fertigstellung unseres Campers erst um eine Woche, dann auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Letztendlich soll er aber noch dieses Jahr fertig werden.

Wartezeit in der Sonne verlängern

Kurzerhand entschlossen wir uns, auf den Kanaren weiter zu warten. Am 17. Oktober 2020 flogen wir nach Gran Canaria, das dann schon von der deutschen und inzwischen auch von der schweizerischen Risikoliste gestrichen war. Die Einreise war einfach und ohne Einschränkungen möglich. Sollte sich die Wartezeit verlängern, gedachten wir monatlich eine andere Insel zu bewohnen. Dann haben sich aber andere Türen geöffnet und unsere Planung ins Wackeln gebracht. Aber dazu später…

Für unsere Zeit auf den Kanaren, aber auch für spätere Ziele, haben wir uns Faltfahrräder von Brompton gekauft. Diese in London hergestellten Kultfahrräder sind ohne lange Vorbestellung normalerweise gar nicht zu bekommen, oder nur in farblich schwierigen oder von der Ausstattung her unpassenden Versionen zu erhalten. Wir hatten ganz viel Glück und haben zufällig mitbekommen, dass Brompton eine grössere Lieferung (die Händler sagten, dass selbst diese noch viel zu klein für die Nachfrage sei) in die Schweiz sendete. So konnten wir zwei Velos, äh Fahrräder, in Top-Ausstattung und sogar schönen Farben ergattern. Das Herumradeln macht uns hier auf der Insel sehr viel Spass und im Camper haben sie auch schon einen festen Platz.

Unser Heim auf Zeit in Maspalomas

Die Wohnung hier auf Gran Canaria hat uns angesprochen, weil sie etwas abseits der touristischen Hotspots liegt, schön ausgestattet ist und einen kleinen Gartenbereich hat. Wir wollten wieder zu unserem Motto „Frühstück im Freien“ zurück. Das ist auch gelungen. Das Wetter hier ist überwegend schön. Manchmal etwas zu windig oder zu wolkig. Warm ist es immer, selbst nachts geht die Temperatur nur selten unter 20 Grad. Lange Hosen haben Pause.

Die Insel hat grausige Hotelburgen, eine unschöne Industrieküste, aber auch wunderschöne Berg- und Küstenlandschaften, Strände und Vulkankrater. Es ist schade, dass wir kein Spanisch sprechen und immer alle Leute überall vermummt sind. Ausser an den Stränden oder beim Sport. Dass man beim Sport keine Maske tragen muss, war auch gut für uns. Da Fahrradfahren als Sport gilt, war es sehr zum Vorteil, dass wir Fahrräder dabei hatten. Am Strand war es auch angenehm, dass man keine Maske tragen musste. Trotzdem hätten wir es gerade am Strand sehr zu schätzen gewusst, wenn einige Menschen maskengrosse Textilien etwas mehr genutzt hätten. Nicht unbedingt für ihr Gesicht aber für unsere Augen. Besonders an Wochenenden tummeln sich am grossen Strand von Maspalomas skurrile Mischungen aus FKK-Fans, nach Sonnencreme riechende „Tui-Touristen“ und spanische Wochenendausflügler. In den Bergen traf man anfangs nur spanische Ausflügler, aber wir merkten bald, dass trotz Lockdowns Reisewillige aus dem Rest von Europa mitbekommen haben, dass die Kanaren wieder zugänglich und ohne Reisebeschränkungen zu besuchen sind. Zuerst kamen die Franzosen und auch meistens in Gruppen. Später kamen Deutsche und gelegentlich auch mal ein Schweizer. Aber insgesamt war die Zahl der Touristen selbst für die Nebensaison noch sehr gering. So hatten auch nicht alle Restaurants und Shops schon wieder geöffnet, wobei es auch sein kann, dass einige gar nicht wieder öffnen. Die Corona-Massnahmen haben auch hier zu massiven Einbrüchen im Tourismus geführt und belasten viele Menschen sehr. Unsere Vermieterin hat zusammen mit ihrem Ehemann Hotels mit Blumen beliefert. Beide sind nun seit Monaten arbeitslos. Wir waren überrascht, wie sehr der Zustand der Restaurants und Einkaufszentren, der Strassen und Plätze sowie der öffentlichen Parks unter dem Niveau mancher Orte in Afrika waren. Bauliche Qualität, Pflegezustand und Stil waren für uns enttäuschend und in vieler Hinsicht weit unter dem Niveau von beispielsweise Windhoek und Kapstadt. Die Hauptstadt der Insel Las Palmas de Gran Canaria war für uns eine Tour wert und wir haben die Stadt mit unseren Fahrrädern erkundet. Wir hatten eine netten Nachmittag und haben ein bisschen Grossstadtluft geschnuppert. Unsere Faszination für die Stadt hat aber nicht gereicht, ihr einen zweiten Besuch abzustatten.

Das Abenteuer geht weiter …. irgendwie – irgendwo

Wir sind nun froh, dass unsere Zeit hier ein Ende hat und neue Abenteuer auf uns warten. Durch Entwicklungen, die sich kurzfristig ergeben haben, sehen diese Abenteuer anders aus, als zu erwarten war und finden ganz woanders statt, als gedacht. Die Hürden, die es hierfür zu nehmen gilt, machen für uns die nächsten Tage zu einem ungewissen Schritt und garantieren uns, dass es spannend bleibt. Mit ein bisschen Glück bleibt es beim „Frühstück im Freien“.

3 thoughts on “Hamburg, meine Perle … und andere Perlen

  1. Besten Dank für eure super Bilder und den Kommentar dazu. Wir hoffen, dass ihr nun wieder im Freien z“Mörgele könnt und eure wilden Tiere wieder um euch habt. Wir wünschen euch eine wunderschöne Zeit in eurer 2. Heimat und viele Grüsse.
    German und Rosemarie

  2. Ich wünsche euch eine gute Reise nach Afrika. Das mit dem Test kommt gut, ich habe ihn auch machen lassen für den Besuch meines Vater’s in Deutschland. GlG Monika

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