Roadtrip mit vielen Begegnungen

Zurück in unserer 2. Heimat –

Wir landeten Ende Oktober 2021 in Windhoek und akklimatisierten uns einige Tage in Agnes’s Airbnb. Das ist der Ort, wo wir den Covid-Lockdown verbrachten. Afrika sollte uns dieses Mal knapp sechs Monate ertragen und wir ahnten damals noch nicht, dass es die Reise der Begegnungen werden würde. Das fing mit den Ureinwohnern Windhoeks und einigen Emigrierten an. Wir verbrachten gemütliche Tage und trafen Freunde und Bekannte. Vor der Abreise mit Ziel Caprivi sahen wir noch Steffie und Steffen aus good old Germany, die ihre Ferien auf der Farm Voigtland ausklingen liessen. Dort erhielten wir Besuch von Gustav und Sophie, die ihre langen Hälse nutzten, um Profit aus unserem Besuch zu schlagen. Wir wurden zum Glück vorher mit Akazienschoten bewaffnet, so dass wir etwas vorzuweisen hatten. Unser High Tea ist dadurch etwas in den Hintergrund geraten.

Kurzweilige Fahrt zum Caprivi

Und nun auf zum Caprivi, diesem schmalen Stück Land, das an Angola, Zambia und Botswana grenzt, und etwas mehr Bäume als die meisten anderen Gebiete in Namibia vorzuweisen hat. Ausserdem war zu erwarten, dass wir Elefanten treffen würden, obwohl wir etwas spät für die Begegnung mit riesigen Herden dieser Dickhäuter sein würden, die routinemässig etwas früher im Jahr durch diese Gegend schlurfen. Wenige Elefanten sind auch gut fürs Nervensystem. Auf dem Weg lernten wir die Schweizer und Namibische Besitzer des Otavi Vineyards, eine der seltenen einheimischen Weinfarmen, kennen. Der Wein hatte den etwas gewöhnungsbedürftigen Namen „Katholischer“ wie auch ein etwas seltsames Etikett, schmeckte uns aber ausgesprochen gut. Kurz darauf landeten wir auf der Gästefarm Kamrav und genossen einige sehr eindrückliche Tage mit Maryna, der Besitzerin der Farm. Hier spielte sich ein echter Krimi ab. Verdacht auf Einbruch und andere kriminelle Bestrebungen führten dazu, dass Maryna uns nicht auf ihrer Campsite, sondern in einem Gästezimmer zu den Kosten für das Camping wohnen liess und dass die Polizei mit Suchhunden und einem für Namibia beträchtlichem personellen Aufgebot ermittelte. Wir fühlten uns gut beschützt durch Marynas 60kg-Rottweiler und ihrer Bereitschaft, uns auch mit Waffengewalt zu verteidigen; nachts geht sie nur mit Gewehr vors Haus. Da fühlten wir uns mit unserem Pfefferspray schon etwas popelig. Wir besuchten einige Campsites zwischen Rundu und Divundu, verweilten aber am längsten, nämlich insgesamt knapp drei Wochen, auf der tollen River Dance Lodge. Da passte für uns das ganze Paket: sehr nette Schweizer Besitzer, Pascale und Chris, und ihre Hunde Leo und Panta, die uns auf unseren Spaziergängen begleiteten, der Platz mit Blick auf den Okavango River und das nachmittägliche Kaffee-und-Kuchen-Ritual.

Endlich wieder mal auf Safari

Ab und zu ging’s dann auch auf Safari. Der Bwabwata Nationalpark, bestehend aus mehreren Abschnitten am Okavango River, ist zwar klein aber fein und bietet echte Safari-Erlebnisse. Wir waren, als wir die erste Tour fuhren, so aus der Übung, dass wir uns prompt im tiefen Sand festfuhren. Nach dem Schock über die missliche Lage, entdeckten wir, dass wir unseren Allradantrieb nur halbherzig eingelegt hatten und auch etwas faul beim Ablassen des Reifendrucks waren. Zur Strafe mussten wir dann etwas graben, Luft ablassen und den Geländegang einlegen und schon waren wir wieder ready to go. Wir genossen die Vielfalt der Tiere, die vielen flussnahen Wiesen und die Weite der Landschaft. Und wir lieben unsere Picknicke in so schöner Natur, gepaart mit dem leichten Nervenkitzel, den das Verlassen des Fahrzeugs in solchen Gegenden mit sich bringt. Zu dieser Zeit kam gerade Omicron auf und die Lodge- und Campbesitzer befürchteten einen erneuten Rückgang des Tourismus, leider weitgehend zu Recht. Das brachte uns zeitweillig in eine besondere Rolle: wir blieben länger als andere, wir waren als Europäer schnell eine Rarität und dass wir besonders nett sind, brauche ich hier ja wohl nicht zu erwähnen.

Ein Roadtrip mit toller Begleitung

Zu Weihnachten waren wir wieder zurück in Windhoek, um kurz darauf mit Sarah aus der Schweiz zu einem Roadtrip nach Kapstadt aufzubrechen. Dieser Trip sollte etwas mehr als zwei Wochen dauern. Eine Strecke von letztendlich 2200 km in so kurzer Zeit zu absolvieren ist für uns schon etwas ungewöhnlich, aber es zeigte sich, dass auch wenig Zeit eine eigene Qualität haben kann, besonders wenn man in derart guter Gesellschaft durchs Land zieht. Sarah hat sich einen Dachzeltcamper gemietet, der dann upgegradet wurde auf einen Toyota Land Cruiser mit Kabine. So bekam sie das Traumfahrzeug des campenden Namibiatouristen. Unser erstes Ziel war die Gästefarm Ababis in der Namib Wüste, wo wir mit den Besitzern und ihren Freunden den Silvesterabend feierten und uns danach einen Tag am Swimmingpool erholten. Sarah von der Reise und wir…, tja egal. Von dort ging es weiter über das Sossusvlei und die berühmten Sanddünen der Namib, die Tirasberge, den Nautedamm, wo wir wild campten, und vom Fish River Canyon an den Orange River. Wir erhofften dort, die tolle Campsite zu bekommen, die wir im Jahr davor bewohnten. Da hat aber der Orange River nicht mitgespielt. Er war so weit über seine Ufer getreten, dass fast das gesamte Camp überflutet war und wir uns mit einem kleinen Platz am Rande zufrieden geben mussten. Machte nichts, dafür konnten wir auf der eigentlichen Campsite schwimmen gehen und mussten nur aufpassen, dass wir nicht zu weit in die Strömung des Flusses schwammen, denn der hatte ganz schön Dampf drauf.

Durch einige der schönsten Gegenden von Südafrika

Am nächsten Tag mussten wir das Prozedere des Covid-Testens an der Grenze zu Südafrika durchstehen. Das testende Personal hatte scheinbar eine Comedy-Ausbildung durchlaufen und unterhielt die Gruppe der auf das Ergebnis Wartenden köstlich. Ergebnis negativ und schwupp waren wir drüben. Dort ging es Richtung Atlantik, um den Coasttrail im Namaqua Nationalpark zu fahren. Für uns war es die dritte Tour durch dieses beeindruckende Küstengebiet und ich würde die Strecke immer wieder fahren. Man braucht fast den ganzen Tag, um die 50 km-Strecke zu fahren. Von dort wandten wir uns von der Küste ab und fuhren über Clanwilliams, wo wir unser Differenzialgehäuse schweissen lassen mussten, in die Cederberge. Fantastische Berglandschaften warteten auf uns und eine tolle Campsite auf der Mount Ceder Lodge. Wir hingen in der Hitze ab, gingen Baden im Fluss und spielten Karten. Der letzte Stopp vor Kapstadt war Tulbagh, wo wir uns mit Freunden zum Dinner trafen. Das war ein sehr netter und unterhaltsamer Abend. Unser Airbnb in Milnerton, Kapstadt wurde leider maximal genutzt, da Sarah und Simone etwas ausser Gefecht waren und somit die Pläne für unseren viertägigen Besuch versauten. Das Gute, keiner musste sich in diesen Tagen der Strapaze unterziehen, auf den Tafelberg zu klettern. Glück gehabt, meinte Simone.

Wir wurden mal kurz zu Party-Tiger

Nachdem wir Sarah in Richtung Heimat entliessen, sind wir nach Hout Bay umgezogen um dort für einige Tage das Haus, die drei Hunde und den Swimming Pool von Bettina und Uwe zu hüten. Besonders die Hunde haben viel Spass gemacht, der Swimming Pool aber auch. Jede Minute wurde dieser Sommer, der in dieser Saison sehr spät gestartet ist, gefeiert, als wenn es der letzte wäre. Daher gab es keinen Mangel an Garten- und Poolpartys. Darüber hat sich die Leber nicht immer gefreut, aber sie hat brav mitgemacht. Nach diesen Tagen in häuslichem Luxus haben wir uns für ein paar Tage mit Lutz auf Wildcamping-Tour begeben. Wir waren in den Highlands Nähe Kleinmond und in den Bergen bei Grabouw. Das Thema Wildcampen ist nicht besonders populär in Südafrika. Viele halten es für sehr gefährlich oder glauben, dass es schnell zu Konflikten mit Farmern oder Naturschutzinstitutionen kommen kann. Mit den richtigen Tipps, ein bisschen Feingefühl und Mut ist das aber auch in Südafrika – hin und wieder – möglich. Danach ging es nochmal nach Kapstadt, weil wir eine Kunstausstellung in der Waterfront, auf der Markus von Manley seinen Wein präsentierte, besuchen wollten. Dieser Kurzbesuch hat sich dann um einige Tage verlängert, da Rayne, der Freund von Markus uns sein Haus während seiner Abwesenheit überlassen hat. Dies liegt in den Wäldern am Rande von Hout Bay und war nicht nur auf Grund der schönen Einrichtung und des grosszügigen Grundstücks ein besonderes Erlebnis, sondern auch auf Grund der Aufgabe, die ich von Rayne erhalten habe. Er hatte kurz vor seiner Abreise den eigenen Honig geerntet und es wurde mein Job, diesen zu filtern und in Gläser abzufüllen. Es hat viel Spass gemacht, mal etwas zu produzieren. Zwischendurch habe ich fast vergessen, dass ja die Bienen den eigentlichen Job gemacht haben. Nach getaner Arbeit ging es dann zum Feiern. Wir wurden auf eine viertägige Party eingeladen, wo Erika und Chris ein grosses Haus mit Swimming Pool am Breede River gemietet hatten. Die meisten dieser coolen Truppe kannten wir bereits und es war ein tolles Wochenende mit guter Techno-Musik, sehr gutem Essen, Tanz, Tischtennis und Schwimmen im Fluss.

Garden Route: Sun, Fun and nothing to do

Von dort verabschiedeten wir uns aus der sehr lebhaften Zeit und zogen Richtung Garden Route. Für uns waren die kommenden Wochen sehr viel ruhiger und mit sehr viel weniger Treffen und Begegnungen angereichert, als die vergangenen drei Monate. So sehr wir die Zeit mit vielen Menschen mochten, so sehr mochten wir auch die Zeit, in der wir uns zu zweit durch das Land haben treiben lassen. Wir übernachteten auf schönen Campsites, wie Rivierzicht am Breede River, im Bontebok Nationalpark, an der Küste des Indischen Ozeans in Victoria Bay mit Blick auf die Wellen und damit auf die mutigen Surfer. Mit Ausnahme des Keurbooms Lagoon Camps bei Plettenberg Bay blieben wir immer nur ein bis zwei Nächte, bis es uns weiterzog. Keurbooms Lagoon liegt so traumhaft an einer Lagune mit dem Blick auf das Meer und wir hatten so nette südafrikanische Campnachbarn, dass wir hier etwas festklebten, bevor wir weiterzogen. Wir erkoren die Gegend um Plettenberg Bay zu einer unserer Lieblingsgegenden. Der Ort selbst ist sympathisch, die Landschaft wunderschön, das Meer mit der Lagune und den riesigen Stränden abwechslungsreich und die Pizzeria Enrico ein Traum. Nach einer Woche rissen wir uns los und fuhren über das Inland wieder westlich. Ziel war Knysna, wo wir für zwei Wochen Ferien machten. Richtig gelesen: Auch Reisende brauchen mal Ferien. Dazu haben wir uns ein kleines Airbnb in den Knysna Hights gemietet und genossen diesen kleinen Ort und seine Umgebung sehr. Doof war nur, dass wir vorher in Plett waren und irgendwie den Gedanken nicht los wurden, dass wir uns lieber dort ein Airbnb hätten nehmen sollen. Mal wieder ein gutes Beispiel, warum wir nicht so gerne Pläne machen.

Abstecher in die Karoo

Nach den zwei Wochen freuten wir uns wieder auf die Strasse. „Hit the Road again“ war der Slogan und wir fuhren über Wilderness und George in die kleine Karoo, wo wir eine Halbtageswanderung mit einem Guide in das karootypische Buschland machten. Hier bekam die Aussage „die Wüste lebt“ eine ganz neue Dimension. Und wie dieses Leben genau funktioniert, wurde uns von Louis Jordaan von Eco Adventures detailliert erklärt. Dies war sehr aufschlussreich und beeindruckend.

Schlemmer-Treff mit Mountain-Biker

Danach zog es uns wieder Richtung Kapstadt und Umgebung. Barrydale, Gansbaai, Franschhoek und Stellenbosch lagen noch auf dem Weg. In Stellenbosch trafen wir Aldo, den Mann von Sarah, und seine drei Bike-Kumpel, die mit ihren Bikes für eine Woche die Berge bezwangen. Am Abend gab es dann jeweils einen Edel-Restaurantbesuch zur Belohnung. Wir begleiteten sie beim Besuch des Restaurants The Fat Butcher. Grossartige Küche und sagenhafter Wein. Mir läuft heute noch das Wasser im Munde zusammen, wenn ich daran denke.

Live-Musik am Strand

Allmählich neigten sich unsere 90 Tage Visum dem Ablauf zu und wir traten so langsam den Rückzug nach Namibia an. Als wir auf dem Weg in Yzerfontain übernachteten, wurden wir auf dem Camp bei unserem Sonntagsfrühstück von aufdringlicher Musik gestört – aber stopp, die Musik kommt uns irgendwie bekannt vor. Simone erkannte schnell, dass es sich um die Rockgruppe Watershed handelte. Und Google zeigte uns dann ganz schnell, dass es gleich neben dem Camp ein Nachmittagskonzert geben wird und noch einige Karten zu verkaufen waren. Gelesen, gebucht, bezahlt und los. Wir sind noch nie vorher über einen Strand zu einem Musikkonzert gelaufen. Das Konzert war bis zum letzten Platz mit max. 150 Personen besetzt und wir sassen direkt neben der Band. Es war unglaublich toll. Ungeplante Überraschungen sind die besten.

Romantik pur in den roten Dünen der Kalahari

Mit dem Sound von Watershed in den Ohren fuhren wir nach Namibia, absolvierten den nervigen PCR-Test in Springbok und tingelten ein paar Tage durch die Kalahari. Zuerst mussten wir noch eine Herausforderung meistern: zur Abwechslung gab es diesmal eine Heuschreckenplage, die sogar das Autofahren zur Gefahr machte. Auf den Massen von Heuschrecken könnte man schnell mal in den Graben rutschen, oder besser gesagt, schleimen. Für die Farmer waren diese Viecher mehr als lästig. Da ging es um einen langen, existenziellen Kampf um die Ernte bzw. das Futter für die Tiere. Das war personalaufwendig und teuer. Dann aber: die roten Dünen der Kalahari, tolle Sonnenuntergänge und eine Ruhe, die ihresgleichen sucht. Dies durften wir auf dem romantischen Camp von Dune Song erleben. Danach machten wir nochmal ein paar Tage Stopp in Windhoek, bevor es in den europäischen Frühling ging.

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