Bye-bye Namibia – Wir freuen uns schon aufs nächste Mal

Die Rückreise nahte mit grossen Schritten –

Wir sind am 18. Juli 2020 mit einem von namibischen Reisebüros organisierten Repatrierungsflug von Windhoek nach Frankfurt und von dort mit der Bahn weiter in die Schweiz gereist. Diese Reise dauerte recht lange, war aber durch die vielen Begegnungen mit alten neuen Bekannten einigermassen kurzweilig. Dazu aber später.

Damit der Text ein bisschen zu den Fotos passt, möchte ich noch gerne ein paar Worte zu unserer letzten Zeit in Namibia berichten. Wir haben bis zum Ende des Aufenthaltes in Namibia in unserem Häuschen in der Nähe Windhoeks gewohnt. Vier Monate waren es insgesammt. Irgendwann im Juni verkündete die Regierung ihren Plan für die langersehnte Öffnung des Landes. Dieser war derart unlogisch und verworren und entsprach in keiner Weise den Hoffnungen der namibischen Tourismusindustrie. Dann ergab sich die Möglichkeit, dass wir uns für einen Repatriierungsflug anmelden können. Schnell war klar, dass sehr viele diesen Flug buchen werden, da inzwischen die Hoffnung auf baldige und regelmässige Rückflüge an den Verlautbarungen der Regierung zerschellt ist. Der Ansturm auf diesen Flug übertraf jede Erwartung, so dass die Fluggesellschaft das gecharterte Flugzeug letzendlich in einen Jumbo tauschte, um alle Passagiere nach Frankfurt transportieren zu können. Nach einigen Überlegungen schlossen wir uns dieser Torschlussbewegung an und buchten den Flug. Irgendwie war das sehr traurig und wir hatten es nicht leicht, uns von Windhoek, unseren bisher besten Nachbarn und den Pit Bulls Bella und Leo, das tolle Haus und den vielen lieben Menschen, die uns dort begegnet sind, zu verabschieden.

Local Tourism is lekker – eine tolle Aktion

Nach den besonders eindrücklichen Ausflügen in den Etosha-Nationalpark und die Sossusvlei-Dünen hat es uns nochmal in die Abgeschiedenheit der namibischen Natur gelockt. Unter den vielen Angeboten der „Local Tourism is Lekker“- Initiative haben wir die Ai Aiba Rockpainting Lodge ausgesucht. Dieser Ausflug diente aber auch zum Aufwärmen, denn inzwischen hat der Winter in Windhoek voll zugeschlagen. Konkret: Zehn Stunden wolkenfreier Himmel bei 20-25 Grad am Tage und Temperaturen zwischen Gefrierpunkt und vier Grad in der Nacht, die sich ab 18 Uhr gnadenlos ankündigten. Das Licht am Tag war so wunderschön, wie die Nacht arschkalt war. Durch die niedrige Luftfeuchtigkeit war dies recht gut zu ertragen, geradeso jedenfalls. Unser schlapper Gasheizer hat daran auch nicht viel geändert. Ausserdem fühlten wir uns bei der Benutzung desselben immer ein bisschen wie europäische Weicheier, da wir doch wussten, dass viele Namibier und Südafrikaner keine Heizung im Winter nutzen.

Die Region um die Erongo Berge wies durch das Wüstenklima angenehmere Temperaturen auf. Diese reizarme, aber wunderschöne Gegend ist ein Ort für die Seele; sobald man angekommen ist, fängt sie an zu baumeln. Gegen ihren leichten Widerstand machten wir dennoch einen geführten Bushwalk, um uns alte Wandmalereien und die an diesem Morgen kaum erkennbare Tierwelt erklären zu lassen. Obwohl dort angeblich gelegentlich Elefanten, Löwen und Nashörner vorbeikommen, bleiben diese Begegnungen in dieser Gegend sehr selten. Man kann schon fast von Legenden sprechen. Trotzdem wurden auf Grund der dort nie endenen Sorgfaltspflicht durch die Behörden auch die Autofahrer auf diese Gefahren hingewiesen. Wir entdeckten auf der Lodge, dass uns die anderen Touristen doch etwas fehlten. Es war so schön dort, aber nicht minder langweilig. Für Erholungssuchende, zu denen wir uns nicht zählten, gerade richtig, aber wir vermissten ein paar andere Gäste und die wenigen täglichen Aufgaben, die der Alltag so mit sich bringt. So ganz allein mit ein paar gelangweilten Angestellten; da baumelte sich unsere Seele fast zu Tode.

Ein Besuch bei Mammadù

Nach unserer Rückkehr waren es nur noch gute zwei Wochen bis zum Abflug. Die uns verbleibende Zeit füllten wir u.a. mit dem Besuch von Mammadù, die Organisation von unserer Vermieterin Agnes, die eine Tagesstruktur für normalerweise ca. 60 Kinder bietet. In den verschiedenen Lockdown-Stufen jedoch nur noch vereinzelten Schülern einen Ort zum Home Schooling inkl. Mittagessen anbieten durfte. Wenn ihr eine tolle Aktion in Afrika unterstützen möchtet, legen wir euch Mammadù sehr ans Herz. Toll ist, dass hier jede Spende dirket ohne Verluste durch eine grosse Organisation ankommt. Hier findet ihr alle Informationen.

Abschiedsschmerz

Dann gab es noch viele Abschiedstreffen mit alten und neuen Freunden und die Entdeckung toller und inzwischen wieder besuchbarer Restaurants in der Stadt. Diese hat sich für uns in einer Weise entblättert, die nicht ansatzweise dem Bild entsprach, das sich in den letzten zehn Jahren bei unseren Reisen nach Namibia entwickelt hatte. Hierbei dienten die damaligen Windhoek-Abstecher in der Regel ja auch nur zur Anmietung eines Geländewagens und zur Beschaffung des Proviants. Während unseres Aufenthaltes hat uns der versteckte Charme sehr beeindruckt. Die Herzlichkeit und echte Freundschaftlichkeit ihrer Bewohner, die hohe Lebensmittelqualität und Vielfalt, die Nähe zur Natur, die zunehmende Reichhaltigkeit an schönen Cafés und Restaurants und die wunderbaren Farben, die durch die Dauerbesonnung besonders leuchtend sind und im Zusammenspiel mit dem Blau des Himmels beeindruckten. Die freundschaftliche Art der Namibier drückt sich dann auch auf Märkten oder Events, wie beispielsweise der Qualifikation der Olympia-Teilnehmer für die Disziplin Mountainbiken aus. Diese Veranstaltung fand auf dem Bike-Areal der Farm Windhoek statt und war eine kleine, gemütliche Zusammenkunft von Mountainbikern. Wir hoffen auf eine Goldmedaille in Tokio für Michelle Vorster. Hopp Michelle!

Vamos Wamos-Air

Trotzdem haben wir uns auf die Schweiz, auf Deutschland und besonders den Rest des Sommers, auf Familie und Freunde wiederzusehen sowie auf Wälder und Seen gefreut. Und natürlich auf unsere nächsten Reisen und die Fertigstellung unseres Campers. Aber vorher mussten wir noch die Hürde der Rückreise überwinden. Diese begann mit einem Schreck am Tage vorher. Wir wurden dann erst über die Fluggesellschaft informiert, die die Reise durchführt. Es war die spanische Gesellschaft „Wamos“, deren Hauptaufgabe es normalerweise ist, Touristen zu ihren Kreuzfahrtschiffen in die Karibik zu fliegen. Und das schien dieses Flugzeug schon sehr, sehr lange zu machen. Laut Internet hat die Flotte von „Wamos“ ein Durchschnittsalter von knapp 20 Jahren. Unser Jumbo war gefühlt der Älteste. Auf Grund der Coronaregeln und der Unerfahrenheit des Bodenpersonals mit einem derartig grossen Flugzeug mit Vollauslastung wurde die Zeit für das Check-in um 16 Uhr schon mal sehr früh veranschlagt. Bei einer Abflugzeit von 22 Uhr schien uns dies recht grosszügig bemessen. Am Ende starteten wir jedoch erst um Mitternacht. Da wir einige Mitreisende schon aus den vergangenen Monaten kannten, war die Wartezeit sehr kurzweilig. Die Stimmung war recht entspannt bis heiter. Mit Ausnahme der Familien und erstaunlich vieler Hunde, die während des Fluges für mehr als 10 Stunden voneinander getrennt wurden. Wir bedauerten die Tiere etwas mehr. Abgesehen von der lausigen Verpflegung und dem ausgefallenen Unterhaltungssystem verlief der Flug problemlos und wir landeten mit zu erwartender Verspätung in Frankfurt. Unsere gebuchte Bahnverbindung hatten wir schon lange in den Wind geschrieben, konnten aber mit einigem Aufwand eine Neue buchen, die uns dann mit den für deutsche Bahnfahrer gewohnten Schwierigkeiten und vor allem Verspätungen in die Schweiz beförderte.

Das erste Mal erlebten wir in Frankfurt und in der Schweiz nun die neue Corona-Realität, die uns besonders dadurch beeindruckte, dass hier die Regeln viel lascher, aber das Angstniveau viel höher war als in Namibia, wo doch die Folgen für den Einzelnen, wie überall in Afrika, sehr viel schwerwiegender und existenzieller waren. Als ich in Frankfurt auf dem Bahnhof zum Essen meines Croissants die Maske unter das Kinn schob und auf dem Weg zum Mülleimer vergass diese wieder hochzuschieben, wurde ich von Passanten kurz mal wie ein Lebrakranker gemieden. Da wurde uns klar, dass wir eine Welt betreten haben, die von einem Trauma bestimmt wurde. Zum Glück trafen wir aber auch sehr viele Menschen, die ihren Verstand gut nutzen konnten und ihre Angst ins richtige Verhältnis gerückt haben.

Wiedersehensfreude und Rundum-Verwöhnprogramm

Wir durften uns nun einige Wochen bei Simones Eltern verwöhnen lassen. Gleich in der erste Woche haben wir unseren Camper (oder besser gesagt, die Camper-Baustelle) und Nina und Michael in Pforzheim besucht. Ein Bilder-Update zum Bumo findet ihr hier. Aktuell hüten wir bis Ende August Chupi, den betagten Kater von Pascale. Toll, dass damit auch gleich ein Platz zum Schlafen für uns heraussprang.

One thought on “Bye-bye Namibia – Wir freuen uns schon aufs nächste Mal

  1. Hallo ihr zwei,
    Endlich habe ich einen Moment gefunden, Euren letzten Beitrag zu lesen.
    Wie immer sehr spannend.
    Ich hoffe es geht Euch gut und dass die nächsten Monate mit Corona Eure Pläne nicht ganz annullieren, sondern nur verschieben werden.
    Passt auf Euch auf, ich freue mich wieder von Euren Reisen zu lesen.

    Lieber Gruss, Leslie

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